Ayham Najjar © Stiftung Schriftkultur e. V.
(red.) Einblick in die arabische Kalligrafie
Am Wochenende vom 24. und 25. April fand in der Stiftung Schriftkultur e. V. im Gut Königsbruch wieder ein besonderer Kurs im künstlerischen Schreiben statt. Der syrische Schriftkünstler Ayham Najjar, der mit seiner Familie seit fünf Jahren in Homburg lebt und inzwischen gut Deutsch spricht, gab einer kleinen Gruppe Interessierter eine Einführung in die Schönheit der arabischen Schrift. Najjar, der ursprünglich aus Aleppo stammt, ist studierter Designer und Innenarchitekt. Über eine glückliche Fügung und den Kontakt mit Prof. Heinrich Zankl ergab sich bereits im Sommer 2019 eine beachtenswerte Ausstellung in der Galerie der Stiftung Schriftkultur.
Trotz Corona und unter allen Sicherheitsvorgaben konnte ein Kurs stattfinden, an dem auch die Organisatorin und Schriftkünstlerin Katharina Pieper teilnahm. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so weit kommen!“, sagte sie am Ende des Kurses. Mit selbst hergestellten Schreibwerkzeugen wie einer zugeschnittenen Rohrfeder und anderen Breitfedern wurde zunächst der arabische Schriftstil „Ruq‘a“ erlernt, der auf einfachen Formen aufgebaut ist. Am zweiten Tag zeigte Ayham Najjar einen sehr schwungvollen kalligrafischen Schreibstil, „Somboli“, der in seinem Formenaufbau an Blumen erinnert. Die Teilnehmerinnen, die zum Teil von weit her angereist sind, waren glücklich. Nicht nur über den Kurs, ihre Ergebnisse und den hervorragenden, professionellen Dozenten, sondern auch darüber, dass dieser Kurs überhaupt stattgefunden hat. Die Stimmung war gut und locker, und so machte das Lernen sehr viel Freude. Am Ende des Kurses konnte nicht nur das komplette Alphabet geschrieben werden, sondern auch die Namen der einzelnen Teilnehmerinnen. Die Buchstaben wurden schließlich künstlerisch als Schriftbilder auf dem Blatt angeordnet, so dass nicht mehr lesbare Ornamente entstanden. Alle waren sich einig, dass der Kurs fortgeführt werden muss, „denn es gibt noch viel zu lernen.“, sagt Katharina Pieper.
Die Werke von Ayham Najjar stehen in der tausendjährigen Tradition islamischer Kalligrafie, die viel mehr als nur individuelle Schönschreibkunst ist. Beim weitgehenden Verzicht des Islam auf gegenständlich-figürliche Bildkunst wird die abstrakte Kalligrafie zu einer wichtigen kulturellen Manifestation. Ayham Najjar verknüpft die Malerei mit der Kalligrafie, und es entstehen malerische Bildwerke mit Schrift, Texten, Einzelbuchstaben und auch Kombinationen aus arabischer und lateinischer Schrift. Ayham Najjar arbeitet schwerpunktmäßig mit Acryl-, Öl- und Pastellfarben, und er verwendet auch gerne Blattgold und andere dünne Metallfolien. Seine Arbeiten gehen über die reine Kalligrafie hinaus und verbinden arabische Schriftzeichen zu phantasievollen Kunstwerken.
Arabische Kalligrafen oder ganz allgemein Kalligrafen im Orient genießen ein hohes Ansehen, und die Kunst der Kalligrafie ist die höchste der Kunstformen. Arabische Kalligrafie wird von rechts nach links mit dem arabischen Alphabet geschrieben, das hauptsächlich aus Konsonanten besteht. Kalligrafie ist verbunden mit einer besonderen innerlichen Konzentration und Ausrichtung auf das, was geschrieben wird. Durch künstlerisches Schaffen und den Umgang mit Text und Inhalt erfährt der Kalligraf eine Bildung seiner Persönlichkeit.
Informationen: www.schriftkultur.eu